Passionszyklus

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Einführung Passionszyklus

In ihrem Passionszyklus (2000-2002) verschärft Lilian Moreno Sánchez die zentralen Themen von Misshandlung, von Leiden und Sterben. Bild und Text erzählen vom Martyrium der Heiligen Katharina. Neben die schöne weibliche Gestalt mit Krone und Brokatgewand – aus einem Gemälde von Fernando Yanez Almedina (zwischen 1505 und 1536) – und die Knochenüberreste des Tierkörpers tritt das  Reliquiar, das die Gebeine der Märtyrerin aufbewahrt. Es sind fünf großformatige Triptychen, deren Inhalt – ungeschönt in mittellateinischen Beschreibungen des Martyriums zu lesen – im Widerspruch steht zu ihrer ästhetischen Form, ihrer sinnlichen Ausstrahlung. „Als ihr einst die heilige Brust abgeschnitten worden war, errötete die Jungfrau vor Scham; daher brachten ihre Scham und ihr Schmerz zweifachen Lohn.“ Brutalität und Grausamkeit der Textlegende spiegelt sich hier auch im geschlachteten Tier, das wie in Kreuzigungsszenen zeitgenössischer Kunst – etwa bei Francis Bacon oder Damien Hirst – für den Leib Christi stehen mag. Das ist offenkundig nicht die Illustration einer Heiligenlegende. Das Thema der Folter bis hin zur Tötung des Anderen liest sich im Kontext des aktuellen Weltgeschehens zwangsläufig in seiner politischen Dimension.

Petra Giloy-Hirtz

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