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Einführung LEMA

Gewebe von Bild und Bedeutung

Vierzehn Arbeiten, Leinwände auf den ersten Blick, von großer Schönheit, jede in einer anderen Farbe, Lila, helles Gelb, Rosa…, sie tragen Bilder aus unterschiedlichen Kontexten – Röntgenaufnahmen des menschlichen Körpers, photographische Reproduktionen von historischen Messgewändern sowie von zeitgenössischen Tänzern. Sie sind mit Schrift versehen, bearbeitet mit Blattgold, Kreide, Pastell oder Kohle, mit Fäden und Lackierungen. Der Eindruck der Oberfläche ist ungeachtet der vielen Elemente ein ruhiger, ein beruhigender. Die einzelnen Teile verschmelzen zu einem Bild. Die Farben wirken dezent, zurückgenommen, fast ein wenig verblasst, als habe die Zeit ihnen Patina verliehen; offenkundig hat das Material ihre ursprüngliche Leuchtkraft aufgesogen. Jeder Geste, jeder Facette scheint Bedeutung innezuwohnen, dem Material, den Farben, den Techniken des Nähens und Stickens und natürlich den Bildern und Texten; selbst die zeichnerischen Linien aus der freien Hand und die fließenden Farbfelder scheinen mit Bedacht gesetzt. Die Arbeiten, versehen mit fortlaufenden Nummern, haben verschiedene Formate -– von 100 x 130 Zentimeter bis 100 x 160 Zentimeter, je nach Größe der jeweiligen Röntgenaufnahme; der Rahmen, auf den sie gespannt sind, ist von einer gewisse Tiefe und gibt so dem Werk einen stabilen, beinahe massiven Körper. Vierzehn Arbeiten, abzuschreiten wie die Stationen eines christlichen Kreuzweges. LEMA hat denn auch Lilian Moreno Sánchez den Zyklus genannt in Referenz auf den Aufschrei Christi am Kreuz: „Eli, eli, lema sabachthani?“ – „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“

Petra Giloy-Hirtz

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