Zerbrechlichkeit, Endlichkeit und Begrenztheit sind Erfahrungen menschlicher Existenz, die uns zur Frage führen können: Wo erleben wir Menschen heute Tod und Auferstehung?
Wir erleben Erschütterungen in unserer Welt: Klimawandel, Politikverdrossenheit, Nationalismus und Populismus sind in, Parolen traut man sich wieder laut zu sagen, die früher geflüstert wurden, Kritik am politischen System schlägt mancherorts um in puren Hass auf „die da oben“. Die Idee von Europa ist in der Krise, Demokratie, Solidarität und Wahrheit sind Grundwerte, die ins Wanken gekommen sind. Man kann auch sagen: Sie sind in Gefahr zu sterben.
Krisen und Kriege, Menschen, die davor fliehen müssen. Globale Erfahrung von Tod.
Hinzu kommen ganz persönliche Alltagserfahrungen von Leid, von Schmerz und Tod. Eine Beziehung zerbricht, ein Arbeitsplatz geht verloren, eine Krankheit stellt alles von heute auf morgen auf den Kopf, ein Abschied reißt eine unschließbare Lücke. Die Liste ließe sich wohl endlos erweitern. Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, ob wir es uns bewusst machen oder nicht: Der Tod umgibt uns. Die Schöpfung, der Mensch macht Erfahrungen von Verlust, Leid und Tod. Und ist gleichzeitig ausgestattet nach einer unbändigen Sehnsucht nach Glück, nach Erfüllung und Leben. Die Hoffnung auf Leben und Auferstehung ist fest verankert im menschlichen Herzen. Sie ist Antriebskraft von so viel Engagement für das Leben. Menschen setzen sich ein für die Schöpfung, für den Mitmenschen in der Familie, in der Nachbarschaft, in Vereinen und Gemeinden. Sie stehen auf für das Leben: Auferstehung. Der Mensch ist mittendrin zwischen den Erfahrungen von Leid, Schmerz und Tod einerseits und der Sehnsucht nach und der anfanghaften Erfahrung von neuem Leben, von Auferstehung andererseits.

Thomas Mogge

Pfarrer der Pfarrgemeinde St. Bernward Kirche